Sprecher der Konferenz der Sportbünde in Niedersachsen fordert Politik zum Umdenken auf
Seit mehr als einem Jahr ist der Breiten- und Amateursport quasi zum Zuschauen verdammt. Wettbewerbe und Meisterschaften finden nicht statt, werden verkürzt, auf unbestimmte Zeit verlegt oder abgebrochen, selbst Trainingseinheiten und Lehrübungen sind auf ein absolutes Minimum reduziert.
Dass es so nicht weitergehen kann und bei den politischen Entscheidungsträgern ein Umdenken im Umgang mit dem Corona-Virus stattfinden muss, machte jetzt der Lingener Michael Koop in seiner Eigenschaft als Sprecher der Konferenz der Sportbünde im Landessportbund (LSB) Niedersachsen deutlich.
Zwar sei das Virus beileibe noch nicht ausgestanden, so Koop, doch dürfe der Umgang mit Corona nicht dazu führen, dass die Politik den Blick vor den Realitäten versperre.
Wissenschaftliche Studien in Europa, durchgeführt an Hunderttausenden Menschen, hätten eindeutig ergeben, dass die größte Ansteckungsgefahr in geschlossenen Räumlichkeiten bestünde. Im Freien mache diese nur einen Wert von nicht einmal einem halben Prozent aus, betonte der Sportbünde-Chef. Daraus folgernd wäre es wider jede tragbare Vernunft, den Breitensport im Freien zu verbieten.
Michael Koop sieht an dem starren Festhalten an den bisherigen Vorschriften und Regelungen viel eher die Gefahr, dass wir damit einen ungleich höheren Kollateralschaden produzieren.
„Das, was wir heute bereits feststellen können, ist ein großer körperlicher und auch psychischer Lockdown gerade bei den Jüngsten. Durch die fehlende Möglichkeit, sich im Sportverein auszutoben, soziale Kontakte zu vertiefen und dort wichtige gesellschaftliche Werte vermittelt zu bekommen, befinden sich viele Kinder und Jugendliche heute schon in einem Ausnahmezustand. Wir sind inmitten einer Bewegungspandemie, an deren Ende in zehn Jahren junge Erwachsene mit einem ausgeprägten Krankheitsbild stehen könnten.“
Koop fordert von der Politik hier einen schnellen Paradigmenwechsel. „Sport im Freien muss wieder möglich sein, ohne gleich in Hysterie zu verfallen“, zeigte der gleichzeitig als Präsident des Kreissportbundes Emsland agierende Sportvertreter einen Weg auf, hier „noch zu retten, was zu retten ist“. Zugleich verwies er auf die zahlreichen und gut funktionierenden Hygienekonzepte, die die Sportvereine bereits im vergangenen Jahr in Kooperation und auf Vorschlag der Politik umgesetzt haben.
Dieses sei ja für die Vereine keine reine Beschäftigungstherapie als Antwort auf Dekrete der Ministerien gewesen, sondern sollte aus tiefer Überzeugung heraus die Breiten- und Amateursportler vor den Gefahren des Virus schützen und es gleichzeitig ermöglichen, die Aktivitäten besonders im Outdoorbereich durchführen zu können.
Michael Koop machte deutlich, dass es ja kein Geheimnis sei, dass der Sport die natureigenen Abwehrkräfte des menschlichen Körpers steigert und so entscheidend mit dazu beiträgt, dass dieser weniger anfällig für Krankheiten ist.
„Wir brauchen endlich wieder den Mut, die Realität wahrzunehmen“ – zu verstehen ist dieses als Aufforderung an alle gesellschaftlich Verantwortlichen, auch die körperliche und geistige Entwicklung junger Menschen im Blick zu haben. Sport gehört zweifelsohne dazu.
Auch im Kreis Rotenburg sieht man nach Aussage des KSB-Vorsitzenden Jörn Leiding den Wunsch nach Bewegung. Angebote, die im Rahmen der Verordnungen möglich sind, erfahren bei den Vereinen einen großen Zulauf und sind schnell ausgebucht.
Edith Hünecken
Vorsitzende
Kreissportbund Osterholz