Edith Hünecken, Vorsitzende des Kreissportbundes (KSB) Osterholz, machte nicht viele Umschweife, als sie ihren Gast Michael Koop aus Lingen in der KSB-Geschäftsstelle in Osterholz-Scharmbeck begrüßte: Schön sehe es dort nicht mehr aus, und die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden seien auch verbesserungsbedürftig. Aber wie etwas Angemessenes schaffen? Und woher soll das Geld kommen?
Michael Koop (59), Vorsitzender der Konferenz der Sportbünde und damit Präsidiumsmitglied im Landessportbund (LSB) Niedersachsen, sah das Geschilderte und den Wunsch nach einer vernünftigen KSB-Geschäftsstelle ganz pragmatisch („ich versuche immer lösungsorientiert zu arbeiten“). Warum nicht bei den Gemeinden anklopfen und nach geeigneten Räumlichkeiten fragen? Muss es die Kreisstadt sein? Warum nicht einen Wettbewerb der Kommunen initiieren? Edith Hünecken war interessiert und will dies in die vorgesehenen Gespräche des Kreissportbundes mit Parteienvertretern vor den anstehenden Kommunalwahlen einfließen lassen. Koop gab weitere Hinweise, die argumentativ genutzt werden könnten: Der Sport repräsentiert ein Drittel der Bevölkerung; der organisierte Sport beteiligt sich mit zahlreichen Seminaren an der Weiterbildung; soziale Faktoren wie Integration durch den Sport werden viel zu oft unberücksichtigt gelassen.
Der Sport befindet sich aber auch im Wandel, Koop möchte daher den Sportbund entsprechend verändern. So gibt es für die Bildung beim LSB die „Akademie des Sports“, überwiegend beheimatet in Hannover. Aber nicht jeder Mitarbeitende eines Vereins macht sich auf in die Landeshauptstadt. Edith Hünecken hält daher noch mehr dezentrale Maßnahmen für wichtig. Und da ist Michael Koop ganz bei ihr. „Wichtig ist am Ende, dass wir Wissen vermitteln“, sagte er und sprach von „Imagegewinn“ für die Region, wenn Akademie-Foren auch dezentral stattfänden. Und eine Bildungsstätte hatte Edith Hünecken parat: Bredbeck. Dort ließen sich dann nicht nur wie bislang Übungsleiter und Trainer ausbilden, sondern auch die Weiterbildungen der Ehrenamtlichen in den Sportvereinen als Teil der „Akademie des Sports dezentral“ organisieren. Diesen Bildungsstrang möchte der KSB Osterholz nach Edith Hüneckens Worten nun weiterverfolgen, bei der Beschaffung von Geld will Koop für den Sport behilflich sein („Wie komme ich an Drittmittel?“).
Apropos Umbau der Sportorganisationen: Koop fasste die dazu bisher vorliegenden Überlegungen wie folgt zusammen: „Wir sind in einem Veränderungsprozess.“ Und er präzisierte: „Wir wollen weg von Handlungsfeldern“, also von Aufgabenzuweisungen, wie sie auch der Kreissportbund Osterholz noch vornimmt, beispielsweise in „Bildung“, „Organisationsentwicklung“ oder „Sportentwicklung“. Perspektiven dafür sollten aus den Sportbünden heraus mitentwickelt werden („Was unsere Vereine brauchen, das müssen wir hinterfragen“). Vieles solle über die Sportbünde laufen, „damit die Vereine es möglichst leicht haben“. Nach Koops Worten seien Richtlinien des Sports schon massiv vereinfacht worden, so für den Sportstättenbau und bei der Bezuschussung von Übungsleiterinnen und Übungsleitern. Und wo Angaben noch nicht bedarfsgerecht seien, müssten Begrifflichkeiten aus den Richtlinien vielleicht weiter angepasst werden.
Dem Einwurf der KSB-Vorsitzenden Edith Hünecken, dass manche aber scheinbar „einfacher“ an Geldmittel und Zuschüsse kommen, wollte Sportbünde-Vorsitzender Koop gar nicht mal widersprechen. Seine Überlegung dazu: „Vielleicht müssen wir uns mehr austauschen.“ Ideen und Informationen zu sammeln sei auch Ziel seiner derzeitigen Tour durch mehrere Sportbünde, fügte Koop an. So würde in der nächsten, zweimal jährlich stattfindenden Sitzung der Ständigen Konferenz der Sportbünde am 4. September der Haushalt beraten, und da gelte es, „auch Ideen und Wünsche der Sportbünde einzubinden“.
Ein großes Thema in diesem Zusammenhang wird die Finanzierung der Sportreferentinnen und -referenten sein, die derzeit ungleich und zu unterschiedlichen Bedingungen über die Kreissportbünde verteilt sind. Kompliziert wird die Lage, da die Sportreferentinnen und -referenten auch für die übrigen Kreise der Sportregion (Osterholz kooperiert beispielsweise mit Verden und Rotenburg) tätig sein sollen, manche sich aber nur ihrem „Heimatverband“ verpflichtet fühlen. Hier möchte Koop mit zentraler Bezahlung (und nur Rückerstattung durch die Sportbünde gemäß ihrer Mitgliederstärke) sowie Standards in den Arbeitsverträgen für ausgleichende Gerechtigkeit sorgen, denn „wir brauchen zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“.
Und eigentlich soll es auch bald den Begriff „Sportregion“ nicht mehr geben, sondern „Sportorganisationen vor Ort“, wie es im Konzept des Landessportbundes heißt. Dabei seien ruhig bestehende Strukturen zu verwenden, aber auch Detailkenntnisse zu verbreiten. Koop: „Wir müssen die Kompetenzen im Lande suchen“ – und den Wissenstransfer der Kompetenzen nutzen.
Und wie will ein Michael Koop seine Ziele hin zu einem vereinsorientierten Sportbund verwirklichen, durchsetzen? Bislang zwar schon als Vorsitzender der Konferenz der Sportbünde („Seit sieben Jahren sind wir auf einem guten Wege mit der Sportkonferenz“), künftig möglichst aber noch eine Stufe höher, als Präsident des Landessportbundes. Im nächsten Jahr will er sich um den dann freiwerdenden Posten bewerben. „Ich unterstütze diese Kandidatur uneingeschränkt“, warf die Osterholzer KSB-Vorsitzende Hünecken ein. Koop wusste diesen Beistand richtig einzuordnen, denn ihm ist klar: „Ohne die Unterstützung der Sportbünde würde ich das nicht machen.“ Edith Hünecken freute sich dennoch bereits auf die damit angedachte Veränderung an der Spitze des LSB: „Da kommt wenigstens mal etwas in Bewegung.“
Carsten Spöring
Kreissportbund Osterholz
Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit