Zu Beginn des Informationsabends „Prävention sexualisierter Gewalt im Sport“ für Vereinsvertreter im Kreissportbund Osterholz hatte die stellvertretende KSB-Vorsitzende für Bildung, Elisabeth Fischmann, noch ausgeführt, das Thema beschäftige den Kreissportbund und die Sportjugend schon seit 2018. Mittlerweile hat der TV Lilienthal aber ein Schutzkonzept erarbeitet – daher lag es für den KSB nahe, Vertreter dieses Vereins zu einem Vortrag ins Medienhaus nach Osterholz-Scharmbeck einzuladen.
Michael Rothgeber, 1. Vorsitzender des TV Lilienthal, und Gudrun Hallerstede, Vertrauensperson beim TVL, stellten dann in gut zwei Stunden ihr Schutzkonzept vor und beantworteten auch eine ganze Reihe von Fragen. Eingangs führten beide Referenten aus, dass der TV Lilienthal sich schon seit zehn Jahren mit dem Thema beschäftige. Da die TVL-Verantwortlichen bei anderen Vereinen nichts Entsprechendes gefunden hätten, hätten sie sich eben selbstständig daran gemacht, ein Schutzkonzept zu entwickeln. Ziel sei es gewesen, Kindern und Jugendlichen einen Rahmen zu geben, dass sie sich gut aufgehoben fühlen. Das Schutzkonzept solle für eine sichere Atmosphäre für Kinder und Jugendliche im TVL sorgen.
Wie wichtig es sei, mit solch einem Informationsabend zu sensibilisieren, auch zu informieren und ebenso zu motivieren, zeigten erste Ergebnisse der überhaupt ersten Breitensport-Studie zu diesem Thema („Sicher im Sport“). Danach hätten zwei Drittel der bundesweit befragten Vereinsmitglieder mindestens einmal negative Erfahrungen in dem Bereich gemacht. Mädchen von sechs bis zwölf Jahren seien besonders häufig betroffen. Sexualisierte Gewalt definiere sich dabei sowohl als sexuelle Belästigung (im weiteren Sinne) als auch über Vergewaltigung oder sexuelle Nötigung (im engeren Sinne).
Im Sport gebe es eben Faktoren, die sexualisierte Gewalt begünstigten (Kleidung, Hilfestellung, Duschen, Umarmung bei Sieg, Freizeiten). Aber: „Wir haben klare Regeln aufgestellt“, führten die beiden TVL-Vortragenden aus. In dem entstandenen Schutzkonzept, für das die Lilienthaler auch den Leitfaden des Landessportbundes (LSB) Niedersachsen nutzten, schrieben sie Grundsätze nieder, die „Tätern deutlich machen, dass sie im Verein nichts zu suchen haben“. So gehört zum Schutzkonzept beispielsweise ein „Ehrenkodex“ und (alle drei Jahre) ein verpflichtendes erweitertes polizeiliches Führungszeugnis für Trainer und Übungsleiter, die Aufnahme der Thematik auf die Homepage und die Erfassung von Kindeswohl in die Satzung.
Grundsätzlich gaben die Lilienthaler den anwesenden Vereinsvertretern beim Informationsabend als Leitspruch mit auf den Weg: „Man muss etwas machen, damit nichts vorfällt“. Und all jenen Vorständen und Vereinsverantwortlichen, die noch kein Schutzkonzept aufstellen wollen, empfahlen sie zum Schutz der Kinder und Jugendlichen zumindest „Hinsehen – Hinhören – Handeln“.
Die Zahl der Zuhörenden und Mitdiskutierenden aus den Sportvereinen hätte allerdings ruhig bereits größer sein können, stellte die stellvertretende KSB-Vorsitzende, Elisabeth Fischmann, fest – „trotzdem ist es sicherlich gut, wenn man einen Anfang macht mit Wenigen“.
Erste Auskünfte zu „Prävention sexualisierter Gewalt im Sport“ erteilt:
beim Kreissportbund Sportreferentin Lena Habben (Telefon 04791-5045, E-Mail: lena-habben@ksb-osterholz.de)
die „Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt“ ist im Landkreis Osterholz beim SOS-Kinderdorf Worpswede angesiedelt und telefonisch unter 04791-9658819 zu erreichen
Ansprechpartnerinnen beim Landessportbund Niedersachsen sind Thekla Lorenz (tlorenz@lsb-niedersachsen.de, Telefon 0511-1268252) und Annika Fangmann (afangmann@lsb-niedersachsen.de, Telefon 0511-1268264).